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Die Suren der dritten Periode.


Was sich un zweiten Zeitraum an Stil, Sprache und Behandlung der Gegenstände allmählich ausbildet, das tritt im dritten fertig hervor. Die Sprache wird gedehnt, matt und prosaisch. Die ewigen Wiederholungen, bei denen der Prophet sich nicht scheut, fast dieselben Worte zu gebrauchen, die aller Schärfe und Klarheit entbehrende Beweisführung, die niemanden überzeugt als den, welcher schon von vornherein an das Endresultat glaubt, sowie die wenig Abwechslung bietenden Erzählungen machen die Offenbarungen oft geradezu langweilig. Wer sich weder für die Sprache des Originales noch für religionsgeschichtliche Probleme interessiert, wird es kaum über sich gewinnen, die späteren Teile des Qorans zum zweiten Male zu lesen1. Man darf freilich nicht meinen, daß der Geist, der sich in den ersten Offenbarungen so gluhend äußerte, hier nie mehr zum Vorschein käme. Aber es sind doch nur einzelne Funken, und die prosaisch gedehnte Rede vermag der Phantasie, wo diese einmal durchbricht, keine würdige Einkleidung zu geben. In engem Zusammenhang mit dem prosaischer werdenden Stil steht die zunehmende Lange der Verse, und von der poetischen Form bleibt schließlich nichts mehr übrig als der Reim. Dieser Reim macht zwar als kräftiger Sinnesabschluß oft noch einen bedeutenden Eindruck, ist aber auch vielfach störend, dazu wird er sehr nachlässig be-

1 Muhammed war höchstens ein mittelmäsiger Stilist. Die schriftstellerische Bedeutung des Mannes beruht auf seiner Originalität, indem er für die Urkunde seiner neuen Religion einen neuen, biblisch gefärbten Stil geschaffen hat.


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handelt und fast ganz auf die leichteste Form un, in usw. beschränkt. Die Suren selbst haben zum Teil bedeutende Ausdehnung. Doch können einige dieser langen Abschnitte aus kürzeren zusammengesetzt sein, ohne daß uns die Fugen immer erkeunbar wären. Eine Eigentümlichkeit der dritten Periode ist noch die Anrede "O Ihr Leute" . Wie der Araber, wenn er zu einer Versammlung sprach, gewöhnlich eine Anrede gebrauchte 1, so tut das jetzt auch Muhamrned öfter, wo er prosaischer redet, während die früheren, poetisch oder vielmehr rhetorisch bewegten Suren dieser Form widerstrebten.

Da in den Suren der dritten Periode so gut wie gar keine Entwicklung mehr sichtbar ist, so können wir noch weniger als in denen der älteren Perioden eine irgend sichere chronologische Reihenfolge aufstellen.

In Sura 32 2 müssen die Worte des 23. Verses interpoliert sein, da sie sich auf keine Weise in einen Zusammenhang bringen lassen 3. V. 16 4 oder V. 18 bis 20 5 werden mit Unrecht für medinisch gehalten, jener wegen einer Tradition, die ihn auf die armen Ausgewanderten oder die "Hilfsgenossen" bezieht, diese, weil man sie mit einem in der Schlacht bei Badr geschehenen Vorfall in Verbindung gebrachte.

Durch Sura 41 V. 1—3 soll Muhammed versucht haben, den vornehmen Mekkaner ‘Utba b. Rabi'a zum Islam zu bekehren 6. Wenn dies auch wahr ist, so erfahren wir daraus

1 Z.B.

2 Diese Sura, wie mehrere andere von geringerem Umfange, setzt Muir in die vierte, nicht in die fünfte Stufe. — V. 9 (Flügel) bildet mit V. 10 einen Vers.

2 Eitel sind alle Erklärungsversuche der Muslime, wie der schon bei Muslim Q. II, 75 (bab al isra, kit. al imän § 72) angegebene, in gehe auf Moses. Den wahren Sinn dieser Worte an ihrem ursprünglichen Ort zeigen Stellen, wie V. 10. 14 und Sur. 41. 51.

3 Wah. Itq. 34. 19. ‘Aldeddin.

4 Tabari. Tafsir. Nasafi. Wah. ‘Omar b. Muhammad. Zam. Itq.. 19 f..

5 His. 186. Vgl. Sprenger, Leben II 2, 5, 7 f


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doch nur, daß die Sura alter ist als dieser Bekehrungsversuch. Zwar setzt Ibn Hisam diesen gleich nach der Bekehrung Hamza's. Aber theser Schriftsteller nimmt bekanntlich bei den Ereignissen vor der Higra auf die genaue Chronologie so gilt wie gar keine Rücksicht. Hierzu kommt. daß wir auch über die Zeit der Bekehrung Hamza's nichts Genaues wissen 1. Hinsichtlich der außeren Gestalt der Sura verdient bemerkt zu werden, daß V. 1—38 regelmäßig auf un oder in, seltener (V. 1. II. 32. 34—36) im — the Einschnitte am Ende von V, 12. 26 (Flügel) sind fehlerhaft —reimen. daß dagegen von da an (V. 39—54) un bezw. in ganz verschwindet, im nur I mal vorkommt, während dafür eine große Mannigfaltigkeit anderer Rehnbuchstaben auftritt 2. Darum dürfen wir die Surw aber doch nicht auseinanderreißen zumal V. 39 (Reim ir) mit V. 34. 38 (Reim in)' zusammenzugehören, und V. 44 auf V. I zurückzuweisen scheint.

Sura 45 V. 13 soll nach Wahidi auf dem Zuge gegen die Banu Mustaliq oder bei einer endere Gelegenheit in Medina (vgl. auch Itqan 35) enstanden sein. "Omar, der hierbei eine bemerkenswerte Rolle spielt, tritt auch in Traditionen auf, die am mekkanischen Ursprunge festhalten. Daß in eingen derselben als ‘Omars Gegner ein Mann vom Stamme Ghifar 3 erscheint, ist vielleicht erst aus dem in jedem Verse vokommenden Worte abgeleitet.

In Sura 16 finden wir einige erst zu Medina geoffenbarte Verse. V. 43 f. könnte man war auf die Auswanderung nach Abessinien beziehen V. 111 redet mit klaren Worten von denen, welche Mekka verlassen und mit den Ungläubigen gekämpft haben. Da nun die beiden vorher genannten

1 His. 227 und Ibn Sa’d ed. III.. 192 seizen voraus, daß Hamza vor ‘Omar den Islam angenommen hat. Tabari I, 1189 sagt es ausdrücklich. Ibn Sa'd ed. III, 1, p. 4. 193 legt die Bekehrung in das Jahr 6 der Berufung Muhammneds. Ibn Hagar 1, nr. 1918 und Usd al-Ghaba II. 46 behaupten. dies sei schon im Jahre 2 der Berufung geschehen.

2 Vgl. unten zu Sure 40.

3 F. Zam. B. ‘Alaeddin.


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Verse mit diesem große Ähnlichkeit haben, dürfen wir ihnen den gleichen Ursprung zuschreiben. Übrigens ist hier von den Ausgewanderten im allgemeinen die Rede, nicht von einer besondern Schar derselben, wie Waqidi 111 and Wahidi (z. St.) berichten. V. 115—118 könnten wir für mekkanisch halten. wenn es sicher wäre, daß Sura 6, 119 auf sie hinwiese 1. Dagegen muß V. 119, falls er, wie wahrscheinlich, Sura 6, 147 im Auge hat, zu Medina entstanden sein, ebenso V. 120, der mit ihm zusammenhängt und mit V. 111 Ähnlichkeit hat, und V. 125, der vom Sabbat der Juden handelt. Die mekkanische Herkunft von V. 124 ist schon deshalb zweifelhaft 2. weil die meisten Verse, welche wie dieser den Islam als Religion Abraham's (millat Ibrahim)3 bezeichnen (Sur. 2, 134, 129. 3, 89. 4, 124. 22,77) nach ihrem ganzen Zusammenhang sicher medinisch sind. Dieser Verdacht wird noch durch innere Gründe verstärkt. "Anfangs ist Muhammed überzeugt, den Arabern dasjenige zu bringen, was die Christen von Isa die Juden von Musa usw. erhalten haben, and zuversichtlich beruft er sich den Ungläubigen gegenüber auf "die Wissenden" (Sur. 16, 15. 21, 7), welche man nur zu befragen brauche, um die Bestätigung der Richtigkeit seiner Lehren zu erhalten. In Medina kommt the Enttäuschung, die Schriftbesitzer wollen ihn nicht anerkennen. So muß er für sich eine über ihre Kontrolle erhabene Instanz suchen, die dennoch seinen früheren Offenbarungen

1 Mit Unrecht bezieht man sie auf Sur. 5, 4, einen der spätesten Verse des ganzen Qorans.

2 Die Argumente der folgenden Beweisführting entnehme ich aus Snouck Hurgronje, Het Mekkaansche Feest. Leiden 1880, S. 28 40. Auch in späteren Aufsätzen hat dieser Forscher die Bedeutung Ibrahims für die Entwicklung der Stellungnahme Muhammeds früheren Offenbarungen gegenüber mit Recht immer wieder hervorgehoben (Vgl. De Gids 1886, II, S. 460. 466, Revue list. Relig. Bd. 30 (1894) S. 64ff..

3 milla wird sonst im Qoran gebraucht von der Religion der Juden und Christen (1 mal, Sur. 2, 114) sowie der Heiden (4 mal. Sur. 38, 6 ist der' Sinn unsicher). Seine Herkunft aus dem Aramäischen (mellta "Wort") unterliegt keinem Zweifel, aber die qoranische Bedeutung "Religion" ist dort nicht nachzuweisen. Doch scheint mir der Gebramich dieses Wortes bei den Arabern alter als der Islam zu sein.


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nicht widerspricht. Da greift er nach den älteren Propheten, deren Gemeinden ihm nicht entgegen treten können". Mit voller Deutlichkeit ist diese Tendenz allerdings nur an einer Stelle, Sur. 2, 129, ausgesprochen. Daß sich Muhammed später gerade Abraham am meisten verwandt fühlte, darf nicht Wunder nehmen. galt doch dieser Patriarch den Christen wie den Juden als vollendetstes Muster der Gerechtigkeit und des Glaubensgehorsams, als der "Vater"1 aller Frommen and der Freund Gottes"2. Die Bevorzugung Abraham's durch Muhammed hängt weiter aufs engste zusammen mit der Ansicht von Sur. 2. 119, 121, daß jener der Gründer des mekkanischen Heiligtums3 sei. Auch diese Ansicht mag sich der Prophet erst in Medina gebildet haben. Denn noch in den späteren mekkanischen Suren steht es für ihn fest, daß Allah vor ihm keinen "Warner" zu seinen Landsleuten gesandt habe (Sur. 32, 2; 34, 13; 36,5). Da außer V. 124 noch V. 111 und 119, 120 sicher. V. 113—118 möglicherweise medinisch sind, liegt es nahe, das ganze Stück V.111—125 in diese Zeit zu versetzen4.

1 Z.B. Beresith Rabba Par. 39 Anfang; Matth. 3, 9; Luc. 16, 21; Röm. 4, 1,16 usw. Hierher gehört wohl auch Sur. 22, 77. Die Meinung, daß Abraham der Stammvater der Amber sei, braucht der Stelle nicht zugrunde zu liegen.

2 Qoran muir Sur. 4, 124 (halil), aber dem Hadit ganz geläutig. Die Vorstellung ist schon alttestamentlich (oheb Jes. 4, 8. II Chron. 20. 7). Im späteren jüdischen Schrifttum heißt Abraham yedid, z. B. Talm. babli. Menahoth 53b. Sabbath 137b (andere Stellen siehe bei B. Beer, Das Leben Abraham's nach Auffassung der jüdischen Sage. Leipzig 1859, Anm. 427 und 950 oder rehim, z. B. in einer aramäischen synagogalen Liturgie für den "kleinen" Versöhnungstag. In der altchristlichen Literatur wird er (Jacob. 2, 23; Ep. Clem. 10, 1. 17, 2) genannt.

3 Diese Legende ist vielleicht keine Erfindung Muhammeds, sondern un Kopfe arabischer Juden oder Christen entstanden, die auf die religiösen Begehungen bei der Ka'ba nicht verzichten wollten. Snouck Hurgronje (Het Mekkaansche Feest S. 28) hält es nicht für unwahrsheinlich, daß der Hagg von Christen mitgemacht wurde und verweist auf eine Tradition, nach der das schnelle Reiten durch den Wadi Mohassir damit erklärt wird, daß dort früher die Christen das Wuquf verrichteten (vgl. Muhammad ‘Abid, Hidayat al nasik ala taudih al-manasik. ed. Cair. 1302, p. 112).

4 So Grimme, Mohammed II, 26, aber ohne Begründung.


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Mit Unrecht gibt man dagegen V. 96 (von an) bis 98 oder V. 97—99 für medinisch aus1, indem man (V. 97) auf die nach der Higra mit verschiedenen Stämmen abgeschlossenen Verträge bezieht. Ebensogut könnten die vorhergehenden Verse nach der Higra gelegt werden. Auch läßt sich die Auseinanderreißung von V. 96 in zwei Teile durch nichts rechtfertigen. Weil2 erklärt V. 103—105 für medinisch. Aber seine Voraussetzung, daß Muhammed vor der Auswanderung keine Verse aufgehoben oder verändert habe, ist falsch, man erinnere sich nur an das oben zu Sure 53 Ausgeführte3. Auch passen V. 105, in dem es heißt, er erhalte heimlich von anderen Leuten Belehrung. und V. 103, nach welchem the Ungläubigen ihn offen der Lüge zeihen, nicht auf the Verhältnisse nach der Ubersiedelung aus seiner Vaterstadt. Schließlich hangen the beanstandeten Verse, wie es scheint, mit ihrer Umgebung zusammen. Ohne allen Wert ist die Angabe. V. 105 gehe auf den Purser Salman, der erst in Medina den Islam annahm4. Sie scheint bloß aus einer falschen Auffassung von getlossen zu sein, womit allerdings später am häufigsten die Perser bezeichnet wurden. Viele Traditionen lassen hier übringens andere Leute gemeint sein, lauter obskure Persönlichkeiten, Sklaven mit Namen (z. B. ) wie namenlose. V. 108 geht nach einer Tradition des Mugahid (gest. a. H. 10l/3) auf die Gläubigen, welche sich scheuten, dem Beispiel des Propheten zu folgen und ihrer Vaterstadt den Rücken zu kehren5. Alle anderen aber beziehen ihn mit Recht auf die Muslime ohne Vermögen and Ansehen. welche vor der Higra vielen Belästigungen seitens der Mekkaner ausgesetzt waren. V. 126 ff. sind nach Inhalt und Form

1 ‘Omar b. Muhammad. ‘Alaeddin.

2 K.1 64, K.2 74.

3 Siehe oben S. 100 ff.

4 Tabari, Tafsir XIV, 111, 5. Zam. B. Weil, Anm. 369. K 2. 74.

5 Vgl. Wah. Suyuti, Asbab. ‘Alaeddin.


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mekkanisch1. Die Tradition erklärt sie aber durchgängig für ein an Muhammed gerichtetes Verbot, Hamza's Tod an den Mekkanern seinem Gelübde gemäß zu rächen2. Einige fügen hinzu, diese Verse seien nicht gleich nach der Schlacht am Uhud, sondern erst bei der Einnahme von Mekka entstanden3, wo Muhammed allerdings klug genug war, die Gelegenheit zur Rache nicht zu benutzen. Diese falschen Ansichten können auf der Tatsache beruhen, daß der Text jener älteren Offenbarung bei einer dieser Gelegenheiten vom Propheten zitiert worden ist4, wahrscheinlicher sind sie aber treie Kombinationen der Exegeten. Da übrigens in der letzten Hälfte der Sura mehrere teils wirklich, tells vermeintlich medinische Verse vorkommen, so machen sich einige die Sache bequemer und erklären V. 42 bezw. V. 41 bis zu Ende5 uder gleich die ganze Sura für medinisch6.

Die ersten Verse von Sur. 30 müssen geoffenbart sein, nachdem die Byzantiner (Rum) in einem Nachbarlande Arabiens sehr unglücklich gegen die Perser gekämpft hatten7. Aber es ist sehr schwer zu bestimmen, auf welche der zahlreichen, bis nach der Higra8 von den Byzantinern erlittenen Nieder-

1 Vgl. (V. 126); (V. 128); (V 128); lauter Andeutungen, daß der Prophet sich in der Lage des Schwächern befand, der gar nicht an Widerstand, geschweige an offenen Kamnpf denken konnte.

2 His. 584 f. Tabari, Annales I, 1420 f. und im Tafsir. Waq. 283. Tirm. (tafsir). Tab. pers. III, 38. Wah. ‘Omar b. Muhammad. ‘Aghani XIV, 22f. Zam. B. Itq. 19. 33. 42. Suyuti, Asbab. Vgl. Weil Anm, 179.

3 Tirm. a.a. O. Itq. 42. Suyuti, Asbab al nuzul.

4Vgl. Weil, K.1 64. K. 2 74.

5 Omar b. Muhammad. Hibat allah.

6 Omar b. Muhammad.

7 Die Lesarten und sind freilich alt und werden schon Tirm. k. al tafsir zu Sura 30, 1 erwähnt, haben aber schlechtere Amitoritäten für sich als die gemeine Lesart und sind zu verwerfen, weil sie erst aus den Niederlagen, welche die Byzantiner später durch die Muslime erlitten, abstrahiert sind; diese konnte Muhammed aber damals nicht ahnen. Tabari im Tafsir sagt .

8 Bar Hebraei Chronic. Syriac. ed Bruns Kirsch p 100.


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lagen hier angespielt wird, besonders da the ältern muslimischen Schriftsteller1, welche von diesen Ereignissen ziemlich verworrene und ungenaue Berichte geben, nicht durch sichere byzantinische Nachrichten bestätigt werden. Nach der gewöhnlichen Angabe handelt es sich hier um eine Niederlage der Byzantiner bei Adru'at2 und Busra oder in Mesopotamien oder in Palästina. Der persische Übersetzer Tabari's (Zotenberg II, 306 f.), der hier allerlei verwirrtes Zeug über die Entthronung des Mauricius usw. vorbringt. sagt, der Qoran rede von der Einnahme Jerusalems. Daß ein bedeutendes, in Palästina oder dessen Nähie geschehenes Ereignis gemeint sei, ist wohl nicht zu leugnen. Ob es aber jene Einahme, nach der sichersten Angabe (Chron. Pasch.) im Juni 614 a. D. 3, oder ein späterer Vorfall sei, können wir nicht bestimmt sagen4. Vielleicht hatte Muhammed überhaupt kein einzelnes Ereignis im Auge. Mit Unrecht trennt Weil5 die ersten Verse von den folgenden, mit welchen sie engverbunden sind. V. 16 f. halten einige für medinisch. wei1

1 Tabari I, 1003ff. und Th. Nöldeke, Geschichte dir Perser und Araber aus der arabischen Chronik des Tabari S. 297 ff. Wah. F. Alqurtubi. Viel weniger genau Zam. und B.

2 In dieser Schlacht war der Feldherr der Griechen nach Wah. (Johannes), über den ich sonst nichts habe finden können; aber der Feldherr der Perser wird auch von Byzantinern ( usw.), Armeniern (nach Lebeau, Histoire du Bas Empire, ed. nouvelle) und Bar Hebraeus () erwähnt. Vgl. besonders Th. Nöldeke, Tubari S. 292.

3 Th. Nöldeke, Tabari S. 297 und Aufsätze zur pers. Geschichte S. 126.

4 Was die Sache betrifft, um die us sich hier handelt, so war den Mekkanern freilich an und für Sieg der Sieg der Persir oder Byzanitiner ziemlich gleichgültig. Denn die Ansicht, daß sie als Götzendiener mit den Persern sympathisiert hätten, wie die Muslim erzählen, ist ganz verfehlt. Wohl aber hatte Muhammed ein Interesse für die Christen, mit denen er sich damals noch beinahe identifizierte; ihm mußte der Sieg der Byzantiner über die Perser der der Monotheisten über die Ungläubigen sein, und daher fanden seine Gegner Gelegenheit ihm vorzuhalten, daß seine Freunde besiegt wären, und sein Gott ihnen wohl nicht hätte helfen können.

5 K.1 67, K.2 76.


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sie ihn auf die freilich auch bereits vor der Auswanderung eingehaltenen Liturgien beziehen1.

Von Sur. 11 soll V. 52 nach einigen, ohne erkennbaren Grund. zu Taif geoffenbart worden sein3. Eine andere Ansicht. daß es sich hier um die Zweifler in Medina4 handle, weist schon Baidawi zurück. V. 15 5, 206 (wegen der Erwähnung der Juden) und 1167 (wegen der Festsetzung der Gebetszeiten) gelten bei einigen für medinisch. Die einzelnen Teile dieser Sura hängen im allgemeinen fest zusammen8. Doch sind einige Ungleichmäßigkeiten der Komposition hiervorzuheben. V. 72—84 fallen aus dem in den Erzähulungen von Nuh (V. 27 ff.), ‘Ad (V. 52 ff.), Salih (V. 64 ff. and Suaib (V. 85 ff.) 9 befolgten Einleitungsschema heraus.

1 ‘Omar b. Muhammad. Zam. B. Selbst wenn man die Worte preßt, kommen nur 4 Gebetszeiten heraus, wahrscheinlich sind aber V. 16 und V. 17 parallel. Das fünfmalige tägliche Gebet wird nirgends im Qoran ausdrücklich befohlen. Vgl. oben S. 57.

2 V. 5 schließt in der Flügel'schen Ausgabe gegen den Sinn wie gegen alle gute Überlieferung mit Vgl. darüber Omar b. Muhammad. Abu Yahya, kitab al maqsad z. St.

3 B. vgl. Alaeddin.

4 Alaeddin z. St.

5 Itq. 32. Alaeddin in der Einleitung nach Muqatil.

6 Ebend.

7 Ebend. Tabari. Tafsir Bd. XII. 75. ‘Omar b. Muhammad. Wah. Suyuti, Asbab al-nuzul. ‘Alaeddin nach Ibn ‘Abbas und Qatada. Qastallam zu Bh. kit. mawaqit al - salat § 4.

8 Vgl. z. B. die Auslassung von V. 52. 64. 85, weil die Phrase schon V. 27 vorgekomnmen war.

9 Hier heißt zuerst das Volk des (seinem Namen nach auch noch nicht genügend erklärten) Swaib. das früher immer mit einem gewiß geht arabischen Namen Al'aika genannt worden ist, Madyan, ein Name der sicher nur durch jüdische Vermittelung zu Muhammed gelangte. Beide Namen bezeichnen nach seiner Anschauung dasselbe Volk. Denn 1. sie haben, wie sonst nie zwei Völker, einen Propheten; 2. nachdem der Name Madyan einmal eingeführt ist, kommt der alte nie wirder vor; 3. beiden Völkern wird das sonst in den Prophetengeschichten nie erwähnte Verbrechen vorgeworfen. falsches Maß und Gewicht zu führen (Sur. 26, 181 f.; 7, 83; 11.56). Aus dem ersten und dritten Grunde haben übrigens schon einige Muslime die Gleichheit beider Völker angenommen (Itq. 795). Eine andere Frage ist freilich , oh die Identität des Su’aib mit dem


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V. 85 ist leichter als Fortsetzung von V. 71 zu begreifen. V. 112—123 beziehen sich zwar unverkennbar auf die vorher genannten Geschlechter (V. 118), Städte (V. 119) und Propheten (V. 121), indessen sehen schon V. 102—111 wie ein rekapitulierender Schluß aus. Die Erwähnung Mose’s in V. 112 ist wegen V. 99 auffallend.

Sur. 14, 33. 34 beziehen mehrere Erklärer fälschlich auf die bei Badr kämpfenden Quraischiten1. In V. 38 ff. bittet Ibrähim seinen Herrn, das heilige Gebiet von Mekka zu schützen und seine Nachkommen vor Abgötterei zu bewahren. alsdann dankt er für die Gnade, noch im hohen Alter Vater zweier Söhne des Jakob und Ismael, geworden zu sein. Nach den oben zu Sur. 16, 124 dargelegten Gründen sind auch diese Verse mit C. Snouck Hurgronje2 für medinisch zu halten. "Fortan werden die Erzväter nicht mehr genannt, ohne daß Ishmael zwischen Abraham und Isaak eingeschoben ist. Auf einer späteren Stufe avanciert Ismael zum Mitgründer der Ka’ba" (Sur. 2, 121).

Sur. 12 unterscheidet sich von allen übrigen größern Suren dadurch, daß sie nur einen einzigen Gegenstand3, das Leben Joseph's4, behandelt, mit Ausnahme von ein paar Versen am Schluß, die aber doch mit dem übrigen zusammengehören5. Wie zwei spätere Schriftsteller6 berichten, hatte Muhammed

Schwiegervater Mose's und die damit zusammenhängende seines Volkes mit Madyan ursprünglich ist. Vgl. Th. Nöldeke in Cheyne Black. Dictionary of the Bible s. v. Midian.

1 Waq. 133. ‘Omar b. Muhammad. Tabari im Tafsir. Zam. B. Itq. 33. Alaeddin. — V. 11. 12; 13. 14 and 21. 25 (Flügel) bildin nur je einen Vers.

2 Het mekkaansche feest, S. 40. Vgl. Oben S 146.

3 Dem entspricht auch die Gestalt der Reime, welche durchgehends auf un, im , in ausgehen, nur je 1 mal auf ir and il. Die Reime ar (V.39) und ra (V. 96) beruhen auf falscher Versabteilung.

4 Über die jüdischen Quellen der qoranischen Darstellung vergleiche A. Geiger a. a. O. S. 139 ff. und die eingihende Monographie von Israel Schapiro, Die haggadischen Elemente im erzählenden Teile des Korans. I. Heft, Leipzig 1907.

5 Siehe V. 109 ff., besonders V. 111.

6 Itq. 39. Hamis ed. Cair. 1283 a. H 1. 13.


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diese Sura den ersten bei Mekka bekehrten Leuten von Yatrib mitgegeben. Auch angenommen, daß dies ganz sicher wäre, so folgt daraus doch nur, daß sie vor jenem Ereignis entstanden, nicht, daß sie eigens zu dem Zweck verfaßt worden ist, wie Weil zu glauben scheint1. Über die Ansicht, welche V. 1—3 für medinisch erklärt2, sagt Suyuti3 richtig, daß sie unhaltbar und gegenstandslos sei. Dasselbe gilt auch von der Tradition, welche V. 7 einen medinischen Ursprung zuschreibt4.

Sur. 40, 58f. werden mit Unrecht auf the Juden bezogen und darum für medinisch gehalten5. V. 59 bis zum Schluß (V. 87) heben sich äußerlich dadurch ab, daß sie sämtlich auf un oder in ausgehen, während in den vorhergehenden Reimen die größte Mannigfaltigkeit herrscht6. Da die beiden Teile auch innerlich nicht zusammenhängen, so dürfen wir für sie verschiedenen Ursprung vermuten. Ihre Zusammenschiebung wurde vielleicht dadurch begünstigt, daß eine Lieblingswendung des ersten Teiles (V. 4. 5. 37. 58.) auch im zweiten (V. 71) einmal vorkommt7.

Sur. 28, 52 deutet man ebenso falsch auf die Christen, welche zu Muhammed nach Medina kamen8. Denn um andere Gründe zu verschweigen, wie konnte Muhammed nach seinen traurigen Erfahrungen mit den Juden noch sagen, daß die welche die Schrift empfangen hätten, an den Qoran glaubten? V. 76—82 sehen wie ein am unrechten Ort eingeschobenes

1 S. 380.

2 ‘Omar b. Muhammad.

3 Itq. 32.

4 ‘Omar b. Muhammad.

5 Ehend. Itq. 35. Suyuti, Asbab al nuzul. ‘Alaeddin.

6 Der herrschende Reim ist a mit folgendem b, d, r, q, l, im ganzen 41 mal; i mit folgendem m, n, r, l, b, 21 mal; u mit folgendem d, a, r,, 22 mal. Das auffallende Reimwort in V. 39 (Flügel beruht gewiß auf falscher Verseinteilung.

7 Unter andern Umständen würde dieser Tatbestaud für ursprüngliche Zusammengehörigkeit sprechen.

8 Tabari im Tafsir nach Dahhak. F. nach Muqatil. Zam. B Itq. 34. Nach ‘Alaeddin in der Einleituug sind auch die 3 folgenden Verse medinisch.


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Stück aus, da ihre Angliederung nach vorn wie hinten Schwierigkeiten macht, und V. 83 sich leichter an V. 75 anschließen läßt. Indessen kann das bei dem wie bekannt oft sprunghaften Stil des Qorans noch nicht entscheidend sein. Darum ist es erlaubt, V. 83 als Gegensatz zu der ganzen Erzählung von Qarun zu betrachten, der im Vertrauen auf die eigene Kraft sich um Gott und Jenseits nicht kümmerte1. Einer buchstäblichen, aber hier gänzlich unpassenden2. Auffassung der Worte zu Liebe soll V. 85 auf der Auswanderung zu Guhfa, einem Orte zwischen Mekka and Yatrib, entstanden sein3. Wohl nur ein Mißverständnis macht dann daraus eine medinische Stelle4 oder laßt die ganze Sura zwischen Mekka und Medina geoffenbart werden5.

Von Sur. 396 soll V. 54 oder V. 54—56 oder V. 54—61 wegen Wahsi's (siehe oben S. 134) oder wegen anderer großer Missetäter von Medina nach Mekka geschickt worden sein, und die Verse gelten daher vielfach als medinisch7. Andere setzen auch V. 138, wohl nur aus Verwechselung. und V. 219 wegen eines nichtigen Grundes, nach der Higra.

Sur. 29. 1—10 werden mit Recht von vielen für medinisch

1 Auch im Wortschatz der Verse 77 und 53 sind einige Berührungen vorhanden, z. B.

2 So urteilt auch Weil, K.1 66, K.2 76.

3 F.L. Zam. B. Suyuti, Asbab al nuzul. Alaeddin. Vgl. Weil 373. Jedoch finden wir in den Kommnentaren auch andere Erklärungen dieser Worte. Eine seltsame Auslegung siehe bei Tabari I. 2942 und Weil, Gesch. der Chalifen I. 174.

4 Itq. 34.

5 ‘Omar b. Muhammad.

6 Die Reimverhältnisse der Sure haben due große Ähnlichkeit mit denen von Sur. 41. V. 3 und 4 sind gegen Flügel ein Vers. Im V. 9 könnten die Worte die auch noch Sur. 6, 161, 17, 16, 35, 19 und mit einer kleinen Abweichung Sur. 53, 39 vorkommen, auf Interpolation beruhen.

7 His. 320. L. zu Sur. 4. 51. Wah. Tabari im Tafsir. ‘Omar b. Muhammad. Zam. B. Itq. 20. 35. Suyuti, Asbab al nuzul. Alaeddin.

8 Itq. 35. ‘Alaeddin.

9 Itq. 35. Alaeddin.


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angesehen1. V. 7 und 8 müssen wir zu ihnen zählen, ob gleich die Kommentare gewöhnlich — sie geben freilich auch einige andere Erklärungen — diese Stelle, wie Sur. 31, 13 und Sur. 46, 14. auf Sa'd b. Abi Waqqas, einen der ersten Gläubigen. beziehen. Sie gehen aber auf the Medinenser, die sich durch ihre Eltern abhalten ließen, an den Kriegszügen des Propheten teilzunehmen. Diese zehn Verse, zu deren Erklärung die von der Tradition angeführten Geschichten2 wenig nützen. müssen entstanden sein, nachdem Muhammed schon mehrere Feldzüge unternommen hatte, sicher nach der Schlacht bei Badr, aber wahrscheinlich auch nach der Schlacht am Uhud3. V. 45 ist jedenfalls in seiner jetzigen Gestalt medinisch, da in ihm den Muslimen erlaubt wird, die Widerspenstigen unter den Juden auf andere als "die schönste" Weise zu bekämpfen. d. h. nicht mit Worten, sondern mit Gewalt. Solche Außerungen konnte Muhammed aber nicht var der Higra tun. Außerdem steht hiermit in Widerspruch der mekkanische V. 46, in dem es heißt, daß die, welche die Schrift empfangen hätten, im allgemeinen an seine Offenbarung glaubten4. Indessen sehen the Worte (sonst nur noch Sur. 2, 145) wie ein späterer Einschub aus. Denn der Nachsatz von an scheint sie nicht voraus

1 Vg1. die Kommentare. F. Itq. 34. Suyuti, Asbab al nuzul. Wah. Ein Mißverständnis dreht dies um und läßt allein die zehn Verse mekkanisch sein (Hibat allah).

2 Siehe die Kommentare und Waq. 68 (Wellhausen S. 55).

3 Vgl. das Wort V. 10, welches in Sur. 2 noch fehlt. H. Grimme, Mohammed II, 26, und Aug. Müller, in der Ausgabe von Fr. Ruckerts Übersetzung des Koran S. 509f., rechnen noch V. 11. 12 zu diesem Stück. während G. Weil, K.2 S. 76, nur V. 9. 10 und, weniger sicher, V. 5 nach Medina versetzt. A. Sprenger a. a. O. II, 132f. sucht die übrigens von vielen alten muslimischen Autoritäten vertretene mekkanische Herkunft der ganzen Sure zu beweisen, und zwar verlegt er sie in die Zeit der Auswanderung nach Abessinien. Ihm schließt sich H. Hirschfeld. New Researches S. 144, an, nur daß er einzelne Teile verschiedenen Klassen zuweist, V. 1—12 der 6 ten, V. 13—42 der 4 ten, V. 43—69 der 5 ten.

4 Vgl. die Bemerkung zu Sur. 28. 52.


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zusetzen, und die doppelte Exzeption mit innerhalb desselben Satzes ist nicht nur störend, sondern auch sonst im Qoran nicht nachzuweisen. Läßt man diesen Passus weg, so sagt V. 45, daß man den Schriftbesitzern bloß mit Worten, nicht mit Gewalt entgegentreten dürfe. Die Provenienz des so gekürzten Textes steht nicht fest. Für seine medinische Herkunft spricht, daß die mekkanischen Suren die Phrase ahlu ‘l kitabi für "Schriftbesitzer" nicht kennen, sondern sich weitläufiger Umschreibungen bedienen1, wahrend alle anderen Qoranstellen, in denen die Phrase vorkommt (Sur. 6, 53. 16, 126. 23, 98), allgemein als mekkanisch gelten. V. 56 wird den Gläubigen nahe gelegt, im Interesse der neuen Religion sogar die Heimat zu verlassen. Aber hieraus allein darf man noch nicht folgern, daß diese Verse kurz vor the Auswanderung nach Yatrib gehören. Wir wissen ja, daß schon früher verschiedene Muslime und selbst Muhammed die Stadt verlassen hatten. V. 69 mag in Medina hinzugekommen sein, obgleich es auch möglich ist, daß hier bloß "Ungluck, Verfolgungen usw. mutig ertragen", nicht "kämpfen" bedeutet, daß also der Vers auch für mekkanische Verhältnisse paßt2. Wegen einer Fabel, die auch Wahidi erzählt, halt man noch V. 60 für medinisch3. Eine andere Ansicht sagt dies wegen der einzelnen medinischen Verse gleich von der ganzen Sura4, obgleich wohl nicht leicht eine Stelle deutlicher ihren Ursprung im unverletzbaren Gebiete Mekkas zu erkennen gibt als V. 67. Von V. 18—22 könnte es zumal wegen des Wortes qul leicht scheinen, als ständen sie hier nicht an der rechten Stelle. Allein wir haben uns diese Worte wie Sur. 11, 37 nicht an Muhammcd gerichtet zu denken. sondern au den Propheten, dessen Rede mitgeteilt wird. Es ist nur die historische Andeutung zu ergänzen, daß Gott dem letzteren

1 z. B. V. 46.

2 Vgl. Weil, K.1 67, Anm. 1. K.2 76. Anm. 1.

3 Itq. 34.

4 ‘Omar b. Muhammad.


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dieses zugerufen habe. Aus welchem Grunde the Sura mehrfach für die letzte vor der Higra geoffenbarte ausgegeben wird1, ist nicht recht klar; etwa wegen V. 56? Die Verse haben homogene Reime (in, im, ir, un). Die starke Abweichung in V. 51 (a) beruht auf falscher Teilung, indsm V. 51. 52 (Flügel) zusammenzuziehen sind.

Sur. 31, 3 wird von einigen wegen der vermeintlichen Erwähnung der Gemeindesteuer für medinisch gehalten2 V. 13 f.. welche von törichten Eltern handeln, sind schwerlich an ihrer rechten Stelle; eher könnten sie hinter V. 18 stehen, um als Gegensatz gegen die weisen Lehren Luqman's3 an seinen Sohn zu deinen. Wahrscheinlich aber gehoren sie wie 29,; in die medinische Periode, vgl. oben z. St. Vor V. 15 ist höchst wahrscheinlich etwas weggefallen, da schwerlich ein Substantiv entbehren kann, auf das es sich beziehen läßt. Dergleichen ist als Folge von Interpolationen nicht selten zu beobachten. Die ganze Perikope von Luqman könnte erst später eingesetzt sein, da V. 19 sich leichter an V. 10 anschließt. V. 26 bis 28 sollen, wie so manche andere, gegen die Juden zu Medina gerichtet und daher dort geoffenbart sein4.

Auch in Sur. 42 werden mehrere Verse ohne irgend stichhaltige Gründe für medinisch erklärt: nämlich V. 265, oder V. 22 (von an) und 266, oder V. 22 (von Anfang an)

1 Siehe the oben gegebenen Verzeichnisse der Suren und Wah. in der Einleitung ed. Cair. S. 8. Hamis I, 10.

2 B. Itq. 19.

3Vgl. Joseph Derenbourg, Fables de Loqman le Sage, Berlin 1850, Indroduction.

4 F. Wah. ‘Omar b. Mubammad. Tabart, Tafsir. Itq. 35. Suyuti, Asbab al nuzul. ‘Alaeddin. Zam. B. — V. 32. 33 (Flügel) bilden nur einen Vers, wie auch die gute Überlieferung annimmt, denn ein Reimwort ist in dieser Sara unmöglich.

5 F. B.

6Tabari, Tafsir. Zam. Wah.


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und 231, oder V. 22b - 262, oder V. 23—263; schließlich V. 354 oder V. 37—395.

In Sur. 10 findet man ebenfalls mit Unrecht mehrere in Medina entstandene Verse, nämlich V. 416, den man auf die dortigen Juden bezog, V. 597 und V. 94 oder V. 94 f.. oder V. 94-968 oder V. 59.609, the übrigens nach Hibat allah the ältesten Verse des Qorans sind, oder V. 41 his aus Ende10 oder gar die ganze Sura11. — Dasselbe geschieht wegen der Erwähnung der Juden bisweilen mit Sur. 34. 6112 — Sur. 35 V. 37 bis Schluß (V. 45) haben einen von dem Übrigen abweichenden, gemeinsamen Reim auf a. Deshalb brauchen sie aber noch nicht für später hinzugefügt zu gelten zumal V. 37 gut an V. 33 anschließt, und in der Phraseologie einige Berührungen stattfinden13.

Sure 7 läßt sich in fünf Abschnitte zerlegen: V. 1—56 (Verführung Adams und Mahnreden an die Kinder Adams). V. 57—100 (Sendung der alten Propheten Nuh, Salih, Suraib), V. 101-17314 (Mose und die späteren Schicksale der Juden). V. 171—183 (über einen anonymen Gottesfeind) unti schließ

1 ‘Alaeddin.

2 ‘Omar b. Muhammad. Suyuti, Asbab al-nuzul. Alaeddin.

3 Itqan 35.

4 Tabari. Tafsir. Zam. B. — V. 50. 51 (Flügel) bilden nur einen Vers.

5 Itq. 35. ‘Alaeddinn.

6 ‘Omar b. Muhammad. Itq. 32.

7 ‘Alaeddin.

8 Vgl. Anm. 6. Hibat allah scheint diese Verse zu meinen, wenn er sagt, diese Sura sei bis auf 2 oder 3 Verse mekkanisch.

9 ‘Alaeddin nach Muqatil.

10 Itq. 32.

11 Itq. 26. — V. 10. 11 (Flügel) sind in einen Vers zusammenzuziehen.

12 Itq. 35.

13 Vgl. V.2.39; V. 11.41; V. 14.44. V. 42 sieht aus wie eine Variante zu den letzten fünf Worten des vorhergehenden Verses. — Hinter (Flügel) V. 44 ist nach der guten Überlieferung kein Versende.

14 V. 139. 140. 143. 144; 146. 147 und 157. 158 (Flügel) bilden eigent-


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lich V. 1861—205 (über the letzte Stunde). Obwohl unter diesen Abschnitten keine näheren Beziehungen bestehen, ist es doch denkbar, daß sie Muhammed selbst miteinander vereinigt hat. Der erste Teil ist wahrscheinlich in Mekka wahrend eines Wallfahrtsfestes entstanden. Denn er greift die Gebräuche an, nackt den Umgang um die Ka'ba zu vollziehen und zur Pilgerzeit zu fasten (V. 29). Aus V. 92 f. (vgl. V. 127 f.) scheint hervorzugehen, daß kurz vorher zu Mekka eine Teuerung geherrscht hatte. V. 163, zu welchem bisweilen noch einige der folgenden Verse hinzugefügt werden, halten manche für medinisch2, wahrscheinlich nur nach einem falschen Schlusse aus (V. 163), das man auf die Juden zu Yatrib bezog. Seltener wird V. 1983 oder V. 2034 für medinisch erklärt. Aber in V. 156 sind mehrere Zeichen, die tatsächlich einen medinischen Ursprung verraten: findet sich nur in medinischen Stellen, für die es auch besser paßt, da der Gegensatz des aus den Heiden hervorgegangenen Propheten zu den Schriftbesitzern in Mekka weniger Bedeutung hatte: die Tora und das Evangelum kommen nie in mekkanischen Suren vor; and endlich deutet unverkennbar auf die Ansar hin. Daher haben wir diesen Vers

lich je einen Vers. da isolierte Reime auf a in dieser Sure unstatthaft sind.
F r. Rückert in den Anmerkungen zu seiner Koranübersetzung, herausgegehen von A. Muller, S. 457 f. hält den letzten Satz von V. 142 bis V. 148, "für eine Andeutung des Inhaltes von V. 149, und das dazwischen liegende für unecht oder doch unnütz", aber ohne hinreichenden Grund.
In V. 166 ist hiinter nach guter Überlieferung Versende.

1 In V. 186 haben wir hinter , um einen Reim zu erhalten, nach dem Vorbild mehrerer Stellen (Sur. 7,93, 12,107, 26,202, 29,53, 43,66) etwa hinzuzufügen. — V. 199 = Sur. 41, 36.

2 Omar b. Muhammad. Itqan V. 163; Hibat allah V. 163—166; Alaeddin V. 163—167; Zam. und B. in der Einleitung, Itqan 32. Alaeddinn V. 163—170.

3 B. in der Einleitung.

4 Wah. Suyuti, Asbab al nuzul.


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wie den darauf folgenden V. 157, also V. 156-1581, die auch die Gedankenentwicklung hemmen, als einen, vielleicht von Muhammed selbst hierher gestellten, medinischen Zusatz zu betrachtcn. V. 174—182 beziehen die Traditionen gewöhnlich2 auf den biblischen Bileam oder auf den schon mehrfach erwähnten Umaiya b. Abi ‘l Salt. Ein neuerer Erklärer3 denkt an den jüdischen Dichter Ka'b b. al Asraf und hält den Abschnitt deshalb für medinisch.

Sur. 46, 9 soll wegen der Erwähnung der Juden wieder medinisch sein4. V. 14 geht nach den Sunniten auf Abu Bekr. Ob diese Tradition nur zur Rechtfertigung seines Chalifates erfunden oder aus anderen, weniger tendenziösen Motiven entstanden ist, entzieht sich der Beurteilung. Indessen hat der Text V. 14—16 überhaupt keine bestimmte Person im Auge5, sondern hebt nur ganz allgemein die Pietät gegen die Eltern als Eigenschaft des wahren Muslim hervor. Wie der Abschnitt V. 14—16, so werden auch V. 34 f. 6, welche in Wahrheit nur einen Vers ausmachen, ohne zureichende Gründe zuweilen als medinisch bezeichnet. V. 20—31 standen ursprünglich gewiß nicht an dieser Stelle, da sie den Zusammenhang von V. 32f. mit V. 19 stören gehören aber derselben Periode an. V. 28 wird schon in der ältesten Überlieferung auf die gleiche Situation bezogen7 wie Sur. 72

1 Weshalb H. Hirschfeld, New Researches S 132. 145, auch noch das Folgende bis V. 172 für medinisch hält, weiß ich nicht.

2 Die Kommentare. Wah. usw.

3 H. Hirschfeld, New Researches S.94f.

4 Man bezieht den Vers auf ‘Abdallah b. Salam (‘Omar b. Muhammad. Tabari, Tafsir. Zam. B. F. ‘Alaeddin. Itq. 36. Suyuti, Asbab al-nuzul. Ibn Hagar H, S. 782. Usd al Ghaba III. 176). obwohl gewiß kein einzelner Mann gemeint ist.

5 ‘Alaeddin zu V. 16

6 Itq. 36. ‘Alaeddin.

7 His. 281. Tabari I, 1202. Ibn Sa'd ed. I, I. S. 142. Hamis I. 303.

8 Die Kommentare. Vgl. oben S. 132 f.


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Wenn dies auch nicht richtig sein sollte, so ist doch gewiß, daß Muhammed mit der Geisterwelt der Ginnen in Verkehr zu stehen glaubte.

In Sur. 6 finden sich starke Sinneseinschnitte hinter den Versen 45. 72. 90. 117. 134. 141. 154. Doch zeigt die Sure in stilistischer wie lexikalischer Beziehung eine außerordentliche Gleichmäßigkeit1. Diese Erscheinung eklärt sich am leichtesten bei der Annahme, daß the Mehrzahl der einzelnen Teile innerhalb eines eng begrenzten Zeitraumes entstanden ist. V. 20 wird von einigen ohne genugenden Grund, wahrscheinlich wegen seiner Bezugnahme auf the Schriftbesitzer, für medinisch2 ausgegeben. Häufiger ist these Ansicht3 von V. 93. Denn man deutet ihn auf the falschen Propheten (Musailima usw.) oder auf ‘Abd allah b. Sa'd b. Abi Sarh4, der die Offenbarungen verfälscht haben soll. Mit mehr Recht setzt man V. 91 nach der Auswanderung5, da der direkte Vorwurf gegen die Juden, sie schrieben ihre heiligen Bücher nieder iind verheimlichten dabei vieles, namlich the Stellen. in denen von Muhammed the Rede sei, in Medina eher als

1 Vergleiche V. 12. 20. 31. 141; V. 21. 93. 145; V 24. 112. 138. 139; V. 46. 65. 105; V. 46. 158 3 mal, sonst nirgends im Qoran: V. 3. 69. 120. 129; V. 22. 94. 137. 139; V. 17. 49; V. 9. 65. 82. 138; V. 92. 156; V. 55. 97. 98. 119. 126; bezw. V. 80. 83. l50; V. 43. 108 122. 138; V. 78. 135; V. 112. 128. 130: V. 113. 120; V. 32. 69. — Die Wendung V. 147. welche die Juden bezeichnet, findet sich sonst nur in medinischen Stellen, Sur. 2. 59, 4, 48. 158, 5, 43. 48. 73, 16, 119, 22, 17, 62, 6.

2 Omar b. Muhammad. Itq. 31. ‘Alaeddin.

3Siehe oben S. 46f.

4 Tabari un Tafsir. Zam. B. ‘Alaeddin. L. Wab. Itqan 31. Suyuti, Asbab al nuzul.

5 Dieselben.


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in Mekka gefallen sein dürfte. Da man nun, wie erwähnt.. auch V. 93 für medinisch hielt, so nehmen einige gleich V. 921 and V. 942 hinzu. V. 118—121 stehen schwerlich an ihrer rechten Stelle, sondern sind für ein Bruchstück zu halten, das freilich mit dem ausführlich von Speise und anderen Verboten handelnden Abschnitt V. 135—154 viel Ähnlichkeit hat3. V. 142, in welchem das Almosengeben empfohlen wird4, und V. 152—1545 werden mit Unrecht für medinisch gehalten. Vor dem Teile, der mit V. 155 anfängt, scheint einiges ausgefallen sein.

Von Sur. 13 beziehen sich nach der gewöhnlichen Erklärung V. 13. 146 oder V. 147 auf ‘Amir b. Tufail and Arbad b. Qais, Häuptlinge des Stammes ‘Amir b. Sa’sa'a, die im Jahre 9 oder 10 angeblich den Propheten ermorden wollten and zur Strafe dafür von frühem Tode ereilt wurden. Deshalb wird auch von anderen Versen, welche mit V. 13 f. in Verbindung stehen, von V. 11. 128, 11. 12. 159 oder 9—1210, medinische Herkunft behauptet. Richtig ist, daß die genannten Manner wegen ihres Anschlusses an den medinischen Religionsstaat ergebnislos mit Muharnmed verhandelten und einige Zeit nachher ein unheimliches Ende fanden, indem ‘Amir die Pest "an den Hals kam", und den andereit

1 F. Itq. 31.

2 Itq. 31. ‘Alaeddin.

3 V. 119 geht entweder auf Sur. 16, 116 oder auf Sur. 6. 146.

4 ‘Omar b. Muhammad. L. Zam. B. Alaeddin.

5 ‘Omar b. Muhammad. L. Zam. B. F. Itq. 31. ‘Alaeddin. —Itqan 31f. und ‘Alaeddin in der Einleitung, welche unter den mir zugänglichen Schriftstellern am ausführlichsten über die medinischen Verse dieser Sura handeln, teilen beide je drei verschiedene Ansichten mit. So sind medinisch nach Itq. a: V. 152—154. 93. 94. 20. 114: nach Itq. b: V. 91f., nach Itq. c: 152. 153; nach ‘Alaeddin a: V. 152—154. 91. 93. 94; nach ‘Al. b: V. 152—154. 91. 93. 94. 114. 20; nach ‘Al. c: V. 91. 142.

6 Tabari, Tafsir. L. Wah. Zam. B. Alaeddin.

7 Ibn Qutaiba, Liber poesis et poetarum, ed. M. J. de Goeje 5. 151, 10. B. — Hibat allah erzählt die Geschichte, nennt aber keinen Vers.

8 F.

9 Wah.

10 His. 940 (nicht von Ibn Ishaq). Itq. 26. 32 Suyuti, Asbab al nuzul.


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ein Blitz erschlug1. Obschon diese Todesart Arbad's durch ein Trauerlied seines Stiefbruders, des berühmten Dichters Labid2, gesichert wird, so ist es doch unstatthaft, the Verse 13. 14 hiermit in Verbindung zu bringen. Sie sprechen ja nur den allgemeinen Gedanken aus, daß Ahab zuweilen Menschen durch Blitze töte. Die einfachste und darum wohl alteste Nachricht über Arbad3 weiß von dieser Offenbarung nichts, ebensowenig die vielen späteren Darstellungen4, so fabelhaft, sie auch sonst ausgeschmückt sind. Wir finden übrigens zur Erklärung jenes ‘Verses noch andere Geschichten überliefert, die aber ebenfalls kein Vertrauen verdienen. V. 29 verlegt man ins Jahr 6 der Higra, als die Mekkaner den Vorschlag der Muslime, die Vertragsurkunde von Hudaibiya mit der Formel bismillah al rahman al rahim einzuleiten, zurückwiesen, da ihnen das Wort al rahman unbekannt wäre5. Andere leiten ebenso falsch V. 31 aus dieser Zeit her und verstehen ihn von dem damals bei Mekka lagernden muslimischen Heere6, oder man bezieht ihn auf the Feldzüge Muhammeds überhaupt7. Als medinisch gilt schließlich zuweilen auch V. 43, and zwar wegen des Ausdruckes sahid, den man

1 Weil 256f. Sprenger, Leben III, 401. Leone Caetani, Annali dell' Islam II, i. S. 90 f. verlegt die Gesandtschaft der Banu ‘Amir vor den Gumada II des Jahres 8, auf Grund einer Kombination des Berichtes Ibn Sa'd's (Jul. Wellhausen, Skizzen und Vorarbeiten IV, S. 152) mit dem Waqidi's (Wellhausen S. 306).

2 Diwan des Labid ed. Huber Brockelmann No. 25. Hamda 468. Vgl. His. 941, 9. Ibn Qutaiba ed. M. J. de Goeje S. 151, 9. Aghani XV, 139, 22. Mit Unrecht wird der im Diwan der Hudhailiten No. 106 V. 5 erwähnte Arbad vom Scholiasten für den Bruder Labid's gehalten.

3 Ibn Sad bei Wellhausen, Skizzen IV, S. 151f. ist die einzige mir bekannte Quelle, welche noch nichts davon weiß, daß die beiden Häuptlinge zu Muhammed in der Absicht kamen, ihn zu ermorden.

4 His. 940. Tabari, Annales I, 1745ff. F. Wah. Hibat allah. Maidani ed. Freytag II, 172f.

5 Tabari, Tafsir. F. Wah. Hamis ed. Cair. 1283 I, 12 und darnach Well 375. Bei Wah. finden wir noch eine andere Erklärung, nach welcher der Vers mekkanisch ist.

6 L. und weniger genau Zam. B.

7 Tabari, Tafsir. ‘Alaeddin.


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hier ebenso unrichtig wie andcrswo sahid (Sur. 46, 9) ant den jüdischen Konvertiten Abd allah b. Salam deutete1.

Der vermeintliche medinische Ursprung einzelner Verse veranlaßt manche, dies von der ganzen Sura zu behaupten2. Im Zusammenhang mit dieser Anschauung wird dann V. 30 f. oder V. 31, der, wie oben erwähnt, einigen Autoritäten in der sonst mekkanischen Sura allein als medinisch gilt, für mekkanisch erklärt3.

1 ‘Omar b. Muhammad. F. ‘Alaeddin. Itq. 26. Bei F. und Tabari. Tafsir wird diese Tradition für irrig erklärt.

2 Außer den Listen der Suren (s. o. S. 59 ff.) ‘Omar b. Muhammad. Hibat allah. Zam. B. Itq. 32 (Qatada).

3 ‘Omar b. Muhammad. Itqan 32 (Qatada). ‘Alaeddin. Im Itqan 26. 32 und bei ‘Alaeddin in der Einleitung finden sich folgende verschiedene Ansichten über Sure 13 zusammengestellt: 1) sie ist ganz mekkanisch (Itq. 26. ‘Al.); 2) ganz medinisch (Itq. 26. ‘Al.); 3) mekkanisch außer V. 9 — 14 (Itq. 32); 4) mekkanisch außer V. 43. 9—14 (Itq. 26): 5) mnekkanisch außer V. 13. 14 (‘Al.); 6) mekkanisch außer V.31.43 (‘Al.) 7 medinisch außer V. 31 (Itq. 32); medinisch außer V. 3o.31 ‘Al.


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