Der Islam im Licht des Evangeliums IV

Eberhard Troeger

Wahrheit oder Verführung ?

Die im Alten Testament genannten falschen Propheten (vgl. 1. Kön.22, Jeremia 23 und 28 und Hesekiel 13) redeten im Namen Gottes und weissagten doch die Unwahrheit. 1. Könige 22 macht deutlich, dass ein Geist der Lüge (V. 22 f.) mit Gottes Erlaubnis die Heilspropheten betörte. Hier wird deutlich, wie dicht Wahrheitsanspruch und Verführung beieinander liegen können. Das biblische Zeugnis macht klar, dass der Gegenspieler Gottes und Verführer der Menschen die verschiedensten Methoden anwendet, um Menschen vom Glauben an Gott abzubringen. Paulus weiß, dass der Satan sich in einen "Engel des Lichts" verkleiden kann (2. Kor. 11, 14). Der Ratschlag des Petrus an Jesus, dem Leiden am Kreuz auszuweichen, war gut gemeint und doch satanisch (Matthäus-Evangelium 16, 22 f).

Es ist durchaus anzunehmen, dass Muhammad in seiner Frühzeit aufrichtig meinte, zum Botschafter Gottes berufen zu sein. Der weitere Verlauf seines Wirkens zeigt jedoch, dass Muhammad die in der Bibel bezeugte Geschichte der göttlichen Heilstaten nicht verstanden hat. Vielmehr polemisierte er gegen das im Neuen Testament bezeugte Heilswerk Jesu Christi, indem er die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi leugnete. Damit ist die Botschaft Muhammad als widergöttlich erwiesen.

Es ist wichtig, diese Aussage richtig einzuordnen. Die Kritik Jesu an dem Rat von Petrus zeigt, dass menschlich gut gemeinte Absichten den göttlichen Heilsabsichten zuwiderlaufen können. Die Geschichte des Christentums zeigt, in wie starkem Maße es dem Verführer gelang, den Glauben an Gott durch menschliche Gedanken und Absichten zu verderben und damit Menschen vom Gehorsam gegenüber Gott abzuhalten. Deshalb ist widergöttliches Denken und Wollen nicht nur bei außerbiblischen Denk- und Glaubensweisen zu suchen, sondern in gleicher Weise im innerchristlichen Bereich. Christen können ein biblisch begründetes Urteil über den Islam nur im Wissen um die eigenen Verfehlungen fällen.

Vom Wort Gottes her muss die Wahrheitsfrage gestellt werden.

Im Lichte des biblischen Zeugnisses kann der Islam nicht göttliche Wahrheit sein, weil er fundamentale biblische Aussagen leugnet oder in ihr Gegenteil verkehrt. Nur bei genauem Hinsehen wird dies deutlich. Man darf sich von den Ähnlichkeiten zwischen manchen biblischen und den koranischen Texten nicht blenden lassen. Bei ähnlichen Begriffen geht es um unterschiedliche Inhalte.

Martin Luther hat den Satan 'Nachäffer Gottes' genannt. Die Heilspropheten Israels waren Nachahmer der wahrer Propheten. In gleicher Weise kann man im Islam eine Nachahmung des Evangeliums sehen. Im Islam wird die Barmherzigkeit Gottes betont und gleichzeitiger sein rettendes Handeln im Sühnopfer seines Sohnes geleugnet. Das war und ist für viele Menschen verwirrend und verführerisch. Nicht ohne Grund hielten viele orientalische Christen den Islam zunächst für eine christliche Sekte. Nicht ohne Grund ist der Islam bis heute eine sehr beeindruckende und anziehende Weltreligion.

Gegen ein Messen mit zweierlei Maß

Viele Muslime lesen heute die biblischen Bücher sehr kritisch, während sie gleichzeitig jede kritische Betrachtung des Korans und der darin bezeugten Gedanken und Handlungen Muhammads ablehnen. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Beim kritischen Betrachten des Koran und des Lebens Muhammads gewinne ich den Eindruck, dass Muhammad es in der ersten Phase seines Wirkens subjektiv durchaus ehrlich meinte, während er sich zwischen 622 und 632 n.Chr. in Medina in - bewusste oder unbewusste - Manipulationen verstrickte.

Wahrheit und Glaube

Weder der biblische noch der islamische Wahrheitsanspruch lassen sich durch menschliche Vernunftgründe beweisen. Hier geht es um Glauben, der sich als wahr, d.h. der Wirklichkeit entsprechend, erweisen muss. Sowohl Christen als auch Muslime glauben, dass Gott die eine Wahrheit ist, dass er sich offenbart hat und deshalb als Wahrheit geglaubt und bekannt werden kann. Christlicher und islamischer Glaube trennen sich jedoch bei der Frage, wie, wo, wann, durch wen und als wer Gott sich offenbart hat. Hier steht Glaubensbekenntnis gegen Glaubensbekenntnis. Christen und Muslime glauben beide, dass Gott, so wahr er die Wahrheit ist, sich am Ende der Zeit im Jüngsten Gericht gegenüber und vor allen Menschen als der Wahrhaftige , d.h. als Gott, erweisen wird. An jenem Tag wird das Ringen zwischen biblischem und islamischem Zeugnis von Gott entschieden werden.

Fortsetzung folgt!

Quelle: Vom Verfasser leicht überarbeiteter Ausschnitt aus: E. Troeger, Kreuz und Halbmond. Was Christen vom Islam wissen sollten, Wuppertal 1996, S. 114ff. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.