Brief 6

Lieber Abdullah,

hab wiederum vielen Dank für Deinen Brief, der ja besonders von einer Frage geprägt ist. Lass mich gleich darauf eingehen.

 

Du fragst, warum Christen überhaupt versuchen sollten, ein moralisch einwandfreies Leben anzustreben, wenn ihnen sowieso alle Sünden vergeben werden. Das wäre doch ein Freibrief, einfach drauflos zu leben und alles auszukosten, was immer das Leben bieten mag.

 

Die Antwort ist sehr einfach. Wer Gott liebt, will und kann nicht einfach drauflos leben. Das wollen wir nicht nur unsertwillen, sondern um Gottes Willen. Wir wollen leben, wie es Ihm entspricht und ihn mit unserem ganzen sein ehren. Lies mal, was die Bibel dazu sagt:

Weil ihr Gottes Barmherzigkeit erfahren habt, fordere ich euch auf, liebe Brüder und Schwestern, mit eurem ganzen Leben für Gott da zu sein. Seid ein lebendiges Opfer, das Gott dargebracht wird und ihm gefällt. Ihm auf diese Weise zu dienen ist die angemessene Antwort auf seine Liebe. (Röm. 12:1).

Habt ihr etwa vergessen, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den euch Gott gegeben hat? Ihr gehört also nicht mehr euch selbst. Gott hat euch freigekauft, damit ihr ihm gehört; nun dient auch mit eurem Körper dem Ansehen Gottes in der Welt. (1.Kor. 6:19-20).

Was wir auch tun, wir tun es aus der Liebe, die Christus uns geschenkt hat - sie läßt uns keine andere Wahl. (2.Kor. 5:14).

Wenn wir vom Hören auf Gottes Gebote reden, sollten wir sicher nicht vergessen, unsere Motive zu prüfen. Man kann, wie bei einer Tierdressur, Gehorsam auf dem Prinzip der Angst vor Strafe beziehungsweise einer Belohnung erzielen. Hinhören auf Gott sollte aber eher auf Vertrauen und hingebungsvolle Liebe zu ihm basieren. Das gebührt ihm und ehrt ihn mehr und wird ihm sicher auch mehr gefallen. Damit ist uns wirklich ernst. Wir wollen uns einfach ausrichten

an dem, was wahrhaftig, gut und gerecht, was redlich und liebenswert ist und einen guten Ruf hat, an dem, was auch bei euren Mitmenschen als Tugend gilt und Lob verdient. (Phil. 4:8).

Das heißt nun nicht, daß wir Christen vollkommen wären. Das ist nur Gott. Es ist hier tröstlich zu wissen, daß Gottes Standard, nämlich Sündlosigkeit, Gott lob nicht die Basis für unsere Versöhnung mit Ihm ist. Es ist sein Erbarmen und seine Liebe für die Irrenden und Verlorenen. Auch wir Gläubigen können fallen und tun es auch immer wieder. Aber wir haben eine wunderbare Zusicherung von Gott:

Meine geliebten Kinder, ich schreibe euch, damit ihr nicht länger sündigt. Sollte aber doch jemand Schuld auf sich laden, dann tritt einer beim Vater für uns ein, der selbst ohne jede Sünde ist: Jesus Christus.

(1.Joh. 2:1).

Er ist, bildlich gesprochen, unser Rechtsanwalt.Um es einfach mal so auszudrücken: Wir hassen das Böse, weil Gott es haßt und versuchen es zu meiden; und wir trachten danach, wo wir nur können, recht zu denken, reden und handeln.

Und nun wirst Du mich sicher fragen, wo es denn solche Christen gibt. Du kannst sie in jedem Land in jeder Gesellschaftsgruppe finden. Verglichen mit denen, die man landläufig als Christen bezeichnet, sind es leider meist nur die Wenigen, und die stehen auch selten im Rampenlicht, denn Jesus sagte einmal:

Hütet euch, eure Frömmigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen! (Matth. 6:1 nach der Übers. Gute Nachricht ).

Aber wenn Du sie suchst, wirst Du sie auch finden. Sie werden nicht perfekt sein, aber sie wissen, wem sie angehören und wohin sie einmal gehen werden.

Du merkst es schon wieder. Es sprudelt wieder mal bei mir. Sicher wirst Du dafür Verständnis haben, wenn Du meine Zeilen aufmerksam und offenherzig gelesen hast.

 

Und nun wieder einen Gruß aus einem übervollen Herzen!

 

Dein

Theophilus