Kann man dieses Dogma predigen?

Existiert irgendwo in irgendeiner Gruppe oder Konfession ein Glaube - nicht an Gott, sondern an die Heilige Dreifaltigkeit, an Vater, Sohn und Heiligen Geist - der tatsächlich und ganz offensichtlich das Leben einer solchen Gruppe prägt? Gäbe es wirklich eine Gemeinschaft, welche durch den Glauben geprägt wäre, daß der Vater Herr ist, daß der Sohn Herr ist und daß der Heilige Geist Herr ist, aber nicht drei Herren existieren, sondern nur einer, dann würde die Tatsache, daß es eine solche Gemeinschaft überhaupt gibt, Zeugnis für den echten Christenglauben ablegen. In einer derartigen Gemeinschaft wäre die Lehre von der Dreieinigkeit nie und nimmer zu einer abstrakten Theorie entartet.

Der Glaube an den dreieinigen Gott kann und wird niemals aussterben. Wir haben die Zusicherung, daß die Pforten der Hölle die Kirche nicht überwältigen werden. Aber: In unserem Zeitalter ist der Glaube oft gehemmt, unartikuliert, verwirrt, in sich selbst unsicher und isoliert vom Weltgetriebe; er ist in erstaunlichem Ausmaß durch drei Arten von Unitarismus ersetzt worden.

Der Einfachheit halber werde ich diese Richtungen "allgemeine Religiosität", "Jesuskult", und "Geistverehrung" nennen. Sie sind zwar nicht neu, aber neuerdings sehr weit verbreitet.

Allgemeine Religiosität

Der Glaube der meisten Menschen in den westlichen Ländern ist eine Art unitarischer Deismus. Die Menschen haben ein verschwommenes Gefühl oder eine Vermutung, daß es einen Gott im Himmel gibt und deshalb auf Erden alles wohlbestellt sei. Dieser "Gott" ist mehr oder minder verantwortlich für die Schicksale von Männern und Frauen. Er unterstützt die Rechtschaffenen, die recht tun und niemanden scheuen. Außerdem ist er die Erklärung oder aber das unergründliche Rätsel hinter allen ungewöhnlichen Ereignissen im irdischen Dasein. Hat man ein leidlich moralisches Leben auf Erden geführt, dann braucht man sich nicht zu ängstigen, weder hier noch im Jenseits. Dieser "Gott" ist im übrigen auch die "Erste Ursache" oder der letzte Grund im Bereich der Pseudowissenschaft.

Der Missionar, der in die Welt der Muslime gehen will und aus einer derartigen Atmosphäre kommt, wird durch sein Zusammentreffen mit der Welt des Islam erheblich verunsichert. Entweder fängt er an, seine Kenntnis der Dogmengeschichte zu durchstöbern und produziert einige unverdaute Ausdrücke, um das zu verteidigen, was früher Lebenselement der Kirche war, oder er gliedert sich in die Schar der Aktivisten ein, die davon träumen, ihr Handeln und Leben könne anderen mitteilen, was sie selbst in Worten nicht klar ausdrücken können. Jedenfalls wird ihre Lebensweise laut bekunden, daß der Glaube an die Dreifaltigkeit als prägender Faktor bei ihnen nicht vorhanden ist.

Ferner können nicht nur Laien, sondern oft genug auch Missionare keinen lebensentscheidenden Unterschied zwischen Islam und Christentum finden. Es heißt dann: Das Höchste Wesen ist dasselbe, ganz gleich, ob man es Gott oder Allah nennt. Solange die Menschen es verehren und ein anständiges und moralisches Leben auf Erden führen, macht es doch keinen Unterschied, ob die mehr äußerlichen Formalitäten und religiösen Riten so oder so sind. Die Person Jesu hat bei diesen Menschen offenbar keine entscheidende Bedeutung.

 

Jesuskult
Ein ganz erheblicher Teil des Christentums besteht aus Anhängern eines Kultes, in dem Jesus Selbstzweck geworden ist. Da beginnt und endet alles ausschließlich in ihm. Gesänge, häufig überladen mit Gefühl, werden zu Jesus und für ihn gesungen. Das Beten wird zum vertraulichen Gespräch mit Jesus. Christliches Leben wird als "ein Weg mit Jesus" dargestellt. Er ist der Erlösergott und das Vorbild einer erhabenen Persönlichkeit. Als der Erlösergott holt er uns nicht nur in den Himmel, sondern er trägt auch die schwere Last des Menschen hienieden. Als Persönlichkeitsvorbild hilft er einem, sich selbst zu entfalten und solche Eigenschaften wie Liebe, Barmherzigkeit, Sanftmut, Zartheit des Herzens, Toleranz und Verträglichkeit herauszubilden. Die strengeren Eigenschaften Jesu, die in seinen ständigen Zusammenstößen mit den religiösen Leuten seiner Tage deutlich hervortreten, werden vergessen oder umgedeutet. Sie würden das Bild stören, zu Konflikten führen und einen Mangel "christlicher Nächstenliebe" weisen.

Die Anhänger des Jesuskults haben mit der Ausdrucksweise des Neuen Testaments ein Phantasiegebilde, ein Idol aufgebaut, das sie Jesus nennen, obwohl dies wenig mit dem geschichtlichen Jesus aus Nazaret zu tun hat, den die Kirche für die zweite Person in der Dreifaltigkeit und für das Wort des himmlischen Vaters hält. Unser Herr war nie ein Ziel in sich selbst. Theologen betonen dann, daß im Christentum die Christologie das Entscheidende sei. Es kommt aber darauf an, welche Christologie gemeint ist.

Die Zentralfrage im Neuen Testament heißt: Was hältst du vom Christentum? Nach dem Neuen Testament gibt es keinen anderen Weg, die letzte entscheidende Frage zu stellen: Was denkst du von Gott? Mancher Anhänger des Jesuskults wird einwenden: Aber wir wissen doch, daß im Hintergrund Gott der Vater existiert. Seit alters her haben viele Menschen im Hintergrund ihres Glaubens einen pensionierten "Allmächtigen". Damit lassen sich ein paar Probleme lösen, etwa das Problem der Schöpfung. Aber sie beschäftigen sich mit der jeweils drohenden Gottheit oder dem Geist, den sie leichter verstehen, dem sie leichter nahekommen können und der etwas für ihren Alltag bedeutet. Diese Hintergrund-Vorstellung ist so alt wie die Religion selbst.

Wenn Missionare dieser Richtung mit Muslimen zusammentreffen, legen sie eine übertrieben wirkende Betonung auf Jesus als den Sohn Gottes: "Ihr müßt glauben, daß Jesus der Sohn Gottes ist; sonst gibt es für euch keine Erlösung!" Aber keiner dieser Missionare scheint eine Ahnung davon zu haben, wie die Errettung und die Sohnschaft zusammenhängen. Sonst reden diese Leute von Jesus als dem Erlöser ohne weitere Zusätze oder zusammenhänge. In Pakistan gibt es ein Sprichwort: "Des Nabobs Sohn ist selbst ein Nabob". Ebenso kann man offenbar sagen: "Eines Gottes Sohn ist ein Gott". Diese Leute möchten den Jesus ihres Glaubens als Gott ansehen; und das soll dann in der Art geschehen, daß der Sohn eines Nabob eben selbst ein Nabob ist. Wenn ein Muslim einen Missionar antrifft, der eine solche Vorstellung von Jesus hat, braucht er nicht lange, ihn in die Enge zu treiben.

 

Geistverehrung
Wir können uns bei der kleineren, aber lautstarken Gruppe kurz fassen, die sich auf den "Heiligen Geist" konzentriert. Diese Leute versuchen nur selten eine Auseinandersetzung mit dem Islam. Sie ziehen es vor, die Namenschristen anzusprechen, welche einer individuellen Taufe seitens des Heiligen Geistes, der "Feuertaufe", der "Zweiten Segnung" bedürfen. Denn sie meinen, daß gerade all diese Namens-Christen den Heiligen Geist daran hindern, zu einer großen Erweckung herabzuströmen, die dann vermutlich die Muslime mitreißen wird. Die verschiedenen Kulte, welche den Heiligen Geist verehren, sind halb-mystisch; sie gehören zu der Art von Religiosität, in der Menschen mit Hilfe bestimmter vorgeschriebener Praktiken, bei Pfingstlern z.B. die "völlige Hingabe", sich mit einer übermenschlichen Kraft in Verbindung bringen, als die dann der Heilige Geist gilt. Durch ihre "Hingabe", ihr "Sündenbekenntnis" und ihr "Gebetsringen" etc. bringen sie den Heiligen Geist in eine Lage, in der er nicht anders kann, als die Ziele und Pläne der Gläubigen zu verwirklichen, mag es sich um ihre eigene vollkommene Heiligung handeln, um Regen für die Ernte oder eine Erweckung der eigenen Nation. In den Augen dieser Gläubigen wäre es eine unsinnige Anstrengung, dem Muslimen ihr Evangelium zu predigen, wenn das "Präriefeuer" der Erweckung noch nicht brennt.

Diese Geistverehrung trägt zu unserem Thema nichts bei. Aber sie läuft unter dem Namen "Christentum" und stellt den Glauben der Kirche an die Dreifaltigkeit falsch dar, weil sie sich nur auf Erfahrung konzentriert. Es wäre einfach, wenn diese Richtungen abgegrenzt wären wie die Zeugen Jehovas, die Sieben-Tage-Adventisten und die Mormonen. Aber sie leben innerhalb der verschiedenen Kirchen, die dadurch erbärmlich geschwächt sind. Wahrscheinlich haben meistens die Muslime das, was das Christentum ihnen zu sagen hat, weder gehört noch gesehen noch begriffen, weil die Kirche das Evangelium vom dreieinigen Gott nicht so lebt und predigt, daß ihr Dasein und ihre Verkündigung durch den Glauben an Vater, Sohn und Heiligen Geist wirklich geprägt werden. Manche Leute sind überrascht, echten Glauben außerhalb des Christentums zu finden. Andere respektieren solchen Glauben und halten es für falsch, sich da aufdringlich einzumischen und solchen Menschen "unseren" Glauben zu präsentieren.

Aber wir müssen echten Glauben von wahrem Glauben unterscheiden lernen. Ehrliche Beziehung zu einer Gottheit, mag sie Fiktion sein oder Wirklichkeit, ist echter Glaube, soweit dieser Glaube das Leben des Gläubigen bestimmt. Richtet sich dieser echte Glaube auf eine Fiktion, dann ist dieser Glaube kein wahrer Glaube, obwohl er subjektiv echt ist. Echter Glaube kann nur dann wahrer Glaube sein, wenn die Gottheit, auf die er sich richtet, keine fiktive, sondern eine wahre, wirkliche Gottheit ist. Die Echtheit des Glaubens hängt vom Subjekt ab, seine Wahrheit vom Objekt.

Als vor Jahrtausenden Eltern ihre Kinder opferten und sie in den Armen des Moloch verbrennen ließen, war die Echtheit ihres Glaubens ohne Zweifel erwiesen. Da jedoch der Moloch kein wahrer Gott ist, stellt ihr Glaube keinen wahren Glauben dar.

Unser Interesse richtet sich nicht auf die subjektive Echtheit des Glaubens bei dem einen oder anderen. Darin mag ein Muslim, ein Hindu, auch ein Sektierer dieser oder jener Richtung redlich und opferbereit sein. Unsere Frage, auf die es ankommt, zielt auf die Wahrheit des Glaubens. Wenn sich echter Glaube nicht auf Wahrheit bezieht, kann er sogar etwas Böses bedeuten. Denken wir an unseres Herrn Ausspruch: Wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst damit.

Heute pflegt man mehr nach der Echtheit als nach der Wahrheit des Glaubens zu fragen. So kommt es, daß das formelle Festhalten an dem alten Bekenntnis zur Dreieinigkeit meist gar nicht mit dem Leben und schon gar nicht mit der hektischen Aktivität der Kirchen zusammenstimmt. Das war in den ersten Jahrhunderten anders.

Das athanasianische Glaubensbekenntnis sagt: "Der allgemeine Glaube ist der, daß wir den Einen Gott in der Dreieinigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit anbeten".

Ja, darauf kommt es entscheidend an: auf die Anbetung! Der Glaube an die Heilige Dreieinigkeit prägt zunächst den Gottesdienst. Dort, im gemeinsamen Gottesdienst, lobt, preist und verherrlicht die Gemeinde den Namen des Vaters, den Ursprung aller Dinge; denn er hat sich selber geoffenbart, weil er seiner Schöpfung treu ist. Er ist nicht allein der Schöpfer, sondern auch der Erlöser seiner Schöpfung. Die Gemeinschaft lobt, preist und verherrlicht den Namen des Sohnes, des göttlichen Mittlers der Rettung, das Lamm Gottes, welches Fleisch wurde, auf daß die Menschheit mit Gott versöhnt werde. Die Gemeinde lobt, preist und verherrlicht den Namen des Heiligen Geistes, den Geber und Erhalter des Lebens; denn er nimmt die in Christus geschehene Offenbarung und überführt dadurch Menschen von der Sünde, von der Gerechtigkeit und vom Gericht und leitet sie in alle Wahrheit.

Die Gemeinde betet zum Vater im Namen des Sohnes durch Vermittlung des Heiligen Geistes. Auf diese Weise ehrt sie den einen Gott in der Dreifaltigkeit und zugleich die Dreieinigkeit in der Einheit. All dies wird klar und deutlich, kurz und bündig und sehr schön in den alten klassischen Überlieferungen des Christentums ausgesagt, in Liturgien, Ritualen, Altargebeten, Hymnen und Gottesdienstordnungen. Aber wie viele Prediger ziehen es in ihrem religiösen Hochmut vor, zu glauben, alles hinge von ihrer eigenen Predigt ab! Kein Wunder, daß der Gottesdienst dann für den Nichtchristen eine Quelle der Verwirrung wird.

Nun möchte ich durchaus nicht vorschlagen, man solle den Gottesdienst als Mittel ansehen, um das Evangelium an die Masse der Nichtchristen heranzubringen. Denn das wäre Blasphemie. Ich wollte nur sagen, daß echter Glaube an die Dreieinigkeit zuerst durch wahren Gottesdienst geprägt ist.

Ein zweites Merkmal des Lebens, das vom Glauben an die Dreieinigkeit geprägt ist, ist Gelassenheit in den Bereichen, wo unser Streben und Trachten nicht hingehört.

Alles Leben auf dieser Erde wird durch das Gesetz von Ursache und Wirkung bestimmt. Wir benutzen dies Gesetz, um ganz bestimmte Resultate zu erreichen. Denn wir haben es ja auf bestimmte Ergebnisse abgesehen, mit vollem Recht.

Pflanzt man einen Garten, möchte man Blumen und Gemüse erhalten; pflanzt man Bäume, will man Obst, Schatten, Schönheit, Bodenpflege oder Nutzholz als Effekt. Man pflanzt dann nur diejenigen Bäume, die das jeweils gewünschte Resultat ergeben. Unterstützt man eine soziale Organisation, wünscht man, bessere soziale Verhältnisse zu erreichen. So weit, so gut. Aber wo echter Glaube an die heilige Dreieinigkeit das Leben prägt, besteht eine heilige Gelassenheit gegenüber den Ergebnissen. Denn es gibt kein geistliches Kausalitätsgesetz, das dem natürlichen Gesetz von Ursache und Wirkung entspricht. Keine Methode, kein menschliches Werk ist imstande, garantierte geistliche Ergebnisse zu erwirken.

Wenn die Kirche das Evangelium verkündet und in den Herzen der Menschen der Glaube entsteht, dann ist dieser Glaube nicht durch unsere Verkündigung geschaffen, sondern durch den Heiligen Geist, der im Wort der Verkündigung und durch dies Wort hindurch am Werke ist nach dem gnädigen Willen Gottes. Gott ist Gott in seiner Offenbarung, in der Tat seiner Offenbarung, in der Annahme seiner Offenbarung. Gott selbst ist Ursache und Wirkung.

Es gibt den unmittelbaren Auftrag an die Kirche, das Evangelium bis in den letzten Erdenwinkel zu verkünden. Hier gilt keine Gelassenheit. Und doch sind rund sechshundert Millionen Menschen, eben die Muslime, vom Evangelium praktisch nicht erreicht worden. Hier ist die Kirche ohne jeden Eifer. Sie müht sich nicht um die Erfüllung des göttlichen Auftrags, alle Menschen zu erreichen. Warum? Weil sie zu Unrecht auf Resultate aus ist.

Vermutlich meint die Mehrheit der Christen: Wenn die Verkündigung keine Ergebnisse bewirkt, so sei entweder die Predigt falsch oder das ganze Unternehmen verlorene Liebesmüh. Der Missionar solle also lieber dahin gehen, wo er auf Erfolg hoffen kann. Da denkt man wie ein Geschäftsmann, der für seine Waren einen Markt ausfindig machen möchte. In Wirklichkeit kann nur christliche Gelassenheit gegenüber dem Erfolg der Kirche den Mut geben, das Evangelium wirklich bis in den letzten Erdenwinkel hinein zu verkünden.

Was für die Kirche gilt, trifft auch für einzelne zu. Wenn jemand daherkommt und sagt: "Überzeugen Sie mich doch von der Wahrheit des Christentums, dann will ich Christ werden", was soll man ihm dann antworten? In meiner Jugend pflegte ich mich über solche "Gelegenheiten" zu freuen und schwitzte beim Grübeln über die Wahrheitsbeweise, die ich verwenden wollte.

Heute antworte ich: "Die erste Wahrheit des Christentums ist die: Sie können kein Christ werden, selbst dann nicht, wenn ich Sie vom Wahrheitsgehalt des Glaubens überzeuge. Wenn man Christ wird, hängt das weder von meinen Beweisen ab noch von Ihrem Entschluß, sondern von einem freien, souveränen Akt Gottes. Im Stolz Ihrer sündigen Menschlichkeit trauen Sie sich und mir eine Fähigkeit zu, die einzig und allein Gott zukommt."

Geistliche möchten durch ihre Predigt bestimmte Wirkungen erzielen, Geld für die Missionen oder für andere gute Zwecke sammeln, in Kriegszeiten Patriotismus fördern, betreiben Erweckung der Massen, geißeln die sonntägliche Vergnügungssucht, kräftigen die lasche Moral und so weiter. Wahrscheinlich haben solche Bemühungen auch Erfolg. Weshalb auch nicht? Das Gesetz von Ursache und Wirkung hat seine Gültigkeit auch im Bereich der Psychologie, innerhalb wie außerhalb der Kirchenmauern. Aber auch hier treffen wir wieder jene Mentalität des Geschäftsmannes, der unbedingt seine Ware verkaufen möchte. Der gelassene Prediger steuert ein einziges Ziel an: treuliche Vermittlung der Botschaft. Was danach geschieht, fällt nicht mehr unter seine Verantwortung. Ob der Heilige Geist wirkt oder nicht und worin das Ergebnis besteht, das sind Dinge, die ausschließlich in den Bereich von Gottes freiem und vollkommenen Willen gehören. Dreißig Jahre ohne einen einzigen Bekehrten - oder aber dreißig Bekehrte jeden Tag; leere oder überfüllte Kirchen; Verfolgung oder Beliebtheit; Verachtung oder Berühmtheit; Tod oder Leben: In all dem sieht er den freien souveränen Akt Gottes. Deshalb kann er lächeln. Der gelassene Christ ist weder optimistisch noch pessimistisch; denn die Ursachen von Optimismus und Pessimismus gehen ihn gar nichts an.

Viele Leute fragen: Wie kann ich die Lehre von der Heiligen Dreifaltigkeit vor Muslimen darlegen? Ich möchte eine Gegenfrage stellen: Ist Ihr Interesse an der Heiligen Dreieinigkeit nicht rein theoretisch? Könnten Sie nicht ohne große Änderungen in Lebensweise und Glauben zwei oder drei Namen des dreieinigen Gottes fallen lassen? Könnten Sie zum Beispiel nicht ganz leicht sich ausschließlich an den Namen "Vater" oder "Gott" halten und es dabei bewenden lassen? oder sind Ihre Gedanken so ausschließlich auf Jesus konzentriert, daß Sie spontan nie etwas anderes in religiösem Zusammenhang denken? Oder ist es vielleicht die Innewohnung des Geistes, die Ihr religiöses Erleben zu einer lebendigen Wirklichkeit macht? Könnten Sie nicht mit wenigen Änderungen im eigenen Wortschatz zufrieden sein, wenn Sie überzeugt wären, es sei ganz in Ordnung, die beiden anderen Namen beiseite zu lassen?

Ich wollte nur die Möglichkeit angedeutet haben. Aber man sollte die Frage sorgfältig durchdenken, ehe man versucht, die Lehre der Kirche von der Heiligen Dreifaltigkeit jemand darzulegen. Die erste Frage ist nicht, wie man anderen die Lehre von der Dreieinigkeit darbieten kann; vielmehr, ob man entschlossen ist, den Glauben der Kirche, in dem man lebt, getreulich zu bezeugen.